Notsituationen und Ertrinken

Zweites Ertrinken

Unter dem zweiten Ertrinken versteht man das Auftreten von Atemwegs- und Lungen­komplikationen nach dem Ertrinken – vor allem Klein­kinder sind davon betroffen. Im Interview erklärt Dr. Mario Gehri, Chefarzt des Kinder­kranken­hauses von Lausanne, das zweite Ertrinken. Auch hier zeigt sich: Es geht nichts über die persönliche Aufsicht am Wasser mit Kindern.

Herr Dr. Gehri, wodurch wird das zweite Ertrinken verursacht?

Wenn sich eine Person unbeabsichtigt mit dem Kopf unter Wasser befindet, beginnt sie ihren Atem anzuhalten (Erwachsene bis zu 60 Sekunden, Kinder 10–20 Sekunden). Anschliessend atmet sie in 90% der Fälle grössere oder kleinere Mengen Wasser ein und in den anderen 10% der Fälle tritt ein Stimmritzenspasmus ein, was bedeutet, dass die oberen Atemwege sich reflexartig schliessen und die Person nicht mehr einatmen kann.

Was sind die Folgen vom zweiten Ertrinken?

Beim Einatmen von Wasser füllen sich die Lungen mit Wasser. Abhängig vom Ort des Ertrinkens (Schwimm­bad mit Chlor, See, Badewanne) ist die Flüssigkeit mehr oder weniger schädlich für die Lungen. Die Flüssigkeit kann zu einer schweren Atemnot oder einer chemischen Lungeninfektion führen. Wichtig zu wissen ist, dass diese Lungenkomplikationen sehr schnell auftreten können, aber auch erst Stunden nach dem Ertrinken.

Was sind die typischen Symptome und wie kann ich das zweite Ertrinken rechtzeitig erkennen?

Die Reaktionen eines Ertrunkenen sind sehr unterschiedlich. Eine Person, die eine Lungen­beeinträchtigung hat, wird Probleme beim Atmen haben, die sich immer weiter verschlimmern. Ihre Atmung wird sich beschleunigen und sie wird das Gefühl haben, zu ersticken. Wenn jemand anfängt Atmungsprobleme zu entwickeln oder sich nach dem Ertrinkungs-Prozess ungewöhnlich verhält, ist eine schnelle ärztliche Konsultation erforderlich.

Was soll man tun, wenn man mit dem Phänomen des zweiten Ertrinkens konfrontiert wird?

Kam es zu einem Ertrinkungs-Prozess, müssen Sie grundsätzlich schnell Hilfe herbeirufen. Auch wenn die Person nur «eine grosse Tasse getrunken hat», muss sie in den ersten 6–24 Stunden beobachtet werden. Das kann nach einer ärztlichen Konsultation entweder im Krankenhaus oder zu Hause passieren.

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