6. August 2021

Schwimmen lernen im See

Schwimmen lernen im See? Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG ist zusammen mit Experten klar der Meinung: «Ja, das ist effizient und hilft Ertrinken verhindern.» Um Schulen und Lehrern Mut bei der Umsetzung zu machen, gibt die SLRG eine Fallstudie zu einem Pilotprojekt mit der Schule in Hochdorf LU heraus, die zeigt, dass Schwimmen lernen im See zwar anspruchsvoll, aber durchaus lohnenswert ist.

Worum es in dieser Medienmitteilung geht:

  • Die SLRG publiziert ihre neue Fallstudie zum Thema «Schwimm- und Wassersicherheitsunterricht im See». 

  • Der 2017/2018 in der Schule Hochdorf LU durchgeführte Pilot zeigt, dass Schwimmunterricht im See eine sinnvolle Ergänzung oder gar Alternative zum Schwimmunterricht im Hallen- oder im Pool im Freibad sein kann.

  • Der damals geschaffene Pilotkurs ist nun in den regulären Betrieb überführt worden und findet in Hochdorf nach wie vor statt. Die SLRG sieht die erfolgreiche Umsetzung als Alternative für andere Gemeinden mit knappen Wasserflächen in Hallen- und Freibädern.

  • Doch Schwimmen können allein reicht nicht aus, um Ertrinkungsunfälle zu verhindern. Darum hat die SLRG im Zuge der Etablierung des Lehrplan 21 eine ganze Serie an Unterlagen für Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt – in der Hoffnung, dass Wassersicherheitsvermittlung nicht nur im Schwimmunterricht, sondern auch regulär im Klassenzimmer künftig seinen Platz findet. Mit dem Unterrichtsmaterial sollen Lehrer bei der Umsetzung, der im Lehrplan 21 festgelegten Ziele unterstützt werden.

Pilot: Wiederholungskurs für Lehrpersonen im See
Lehrplan 21: Unterrichtsmaterial für Lehrpersonen und Schülerschaft

Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG sucht in ihrem Bestreben nach mehr Wassersicherheit immer wieder neue Wege. Eine neuveröffentlichte Fallstudie der renommierten Agentur Interface zeigt, wie sehr sich der Einsatz der Rettungsschwimmer für einen Schwimm- und Wassersicherheitsunterricht im See lohnt. 

Ausland macht’s vor: Schwimmen lernen in offenen Gewässern 

Der im Herbst 2014 verabschiedete Lehrplan 21 definiert für den Fachbereich Bewegung und Sport sowohl zu erreichende Schwimmfähigkeiten als auch Kompetenzen zum richtigen Verhalten am, im und auf dem Wasser. Da Wasserfläche in Hallen- oder Freibädern Mangelware ist, sind die Gemeinden in der Schweiz mit einer Herausforderung konfrontiert. Zusammen mit der SLRG lancierte darum die Schulgemeinde Hochdorf LU 2017/2018 einen Pilotkurs, der den Schülerinnen und Schülern das Schwimmen nicht in der gewohnten Umgebung, sondern im See vermittelt. In diesem Kurs wurden 120 Schülerinnen und Schülern aus sechs Viertprimarklassen das Schwimmen beigebracht. Beeinflusst wurde das Vorhaben durch das Vorbild im Ausland. In Norwegen, Neuseeland oder Australien wurden bereits früher Pilotprojekte mit dem gleichen Ziel durch die nationalen Rettungsschwimmorganisationen erfolgreich durchgeführt. 

Wissenschaft bestätigt: Lernen wo man sich später aufhält hilft Ertrinken verhindern

Es gibt weitere wissenschaftliche Studien aus dem Ausland, die das Schwimmen lernen im See positiv bestätigen. Das nahm sich die SLRG zum Vorbild. Anhand bestätigter Kriterien weisen diese Studien nach, dass Schwimmen können noch keine Garantie ist nicht zu ertrinken. Die Studien bekräftigen, dass das Erlernen des Schwimmens und der Umgang mit dem offenen Gewässer am Ort, wo sich später Badende auch aufhalten, nachweislich zur Sicherheit am und im Wasser beitragen kann. Die Kompetenzen der einzelnen Person werden durch den Umgang mit einem gänzlich anderen Umfeld als dem Schwimmbecken im Hallenbad gestärkt. Und das wichtigste: Schwimmen wird dort erlernt, wo sich zum grössten Teil die Menschen auch in Zukunft aufhalten werden.

Unfallhotspot – Wassersicherheitsvermittlung in offenen Gewässern tut Not

Dass es mehr Risikokompetenz und Handlungskompetenz im Umgang mit dem offenen Gewässer braucht, belegt auch die Ertrinkungsstatistik der SLRG in Zusammenarbeit mit der BFU. Im Zehnjahresschnitt ertrinken 46 Menschen, grösstenteils in offenen Gewässern wie Fluss und See. Ein Grossteil davon sind junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren.

Hoffen auf positive Ausstrahlung des Pilotprojekts in Hochdorf

«Um diesem Umstand entgegenzutreten, macht ebendieser Schwimmunterricht am Beispiel von Hochdorf im See absolut Sinn», sagt Stéphanie Bürgi-Dollet, Projektleiterin des Piloten in Hochdorf seitens SLRG. Wenn es nach ihr geht, sind «die Erfahrungen aus dem gemeinsamen Projekt mit der Schulgemeinde Hochdorf absolut zur Nachahmung empfohlen! Das Projekt in Hochdorf hat gezeigt, dass Schwimmunterricht im See eine valable Möglichkeit gegen den Wasserflächenmangel darstellt und es trotzdem möglich ist unter sicheren Bedingungen das Schwimmen zu erlernen.» Die SLRG hofft darauf, dass das Hochdorfer Beispiel schweizweit «Schule» macht – denn die Evidenz ausländischer Studien und die gemachten Erfahrungen beim Pilot in der Schweiz zeigen klar: Schwimmen lernen im See ist möglich, bietet eine reelle Alternative zum Hallenbad und ist aus wissen­schaftlichem Gesichtspunkt förderlich für ein sicheres und dem offenen Gewässer angepasstes Verhalten.